Die klassische kalifornische Reitweise, oder auch "Vaquero Reitweise",
entwickelte sich aus der
spanischen "Doma Vaquera", die mit den ersten
spanischen Conquistadores nach Amerika kam.
Die spanischen Rinderhirten (Vaqua - die Kuh) passten ihre Reitweise an die Bedingungen in der kalifornischen Rinderarbeit an und entwickelten auch die Ausrüstung aus den spanischen Urformen weiter.
Z.B. wurde aus dem "Haquima" oder "Jaquima" – was in etwa Halfter bedeutet, das klassische Hackamore, nicht zu verwechseln mit dem mechanischen Hackamore, das aufgrund seiner Hebelwirkung eher als "Aussenkandare" einzuordnen ist. Weitläufig wird das klassische Hackamore auch als Bosal benannt, was jedoch nicht ganz richtig ist. Das Hackamore ist das wichtigste Ausbildungsinstrument in der kalifornischen Reitweise.
Nach einer kurzen Anreitphase im Snaffle Bit wird das Pferd einige Jahre in dieser Zäumung geritten, was dem Pferd die Feinheit im Maul erhält. Manche lassen das Snaffle ganz weg
und beginnen gleich mit der Hackamore. Ich bevorzuge auch diesen Weg und verwende sehr selten zuvor ein Snaffle.
Die Wirkung der Hackamore ist sehr schwer zu beschreiben,
am besten kommt noch der Satz "Das Hackamore verzeiht dem Pferd alle Fehler, dem Reiter keinen einzigen" der Philosophie der Hackamore Ausbildung am nächsten.
Jedoch hat das Hackamore den grossen Vorteil gegenüber einem Snaffle, dass der Reiter hier sowohl direkte als auch indirekte Zügeleinwirkungen geben kann und das Pferd somit auf die spätere Ausbildung im Bit, wo die Zügelhilfen indirekt einwirken sollen (oder sollten) am besten vorbereiten kann.
Eigentlich ist erst das "Pencil Bosal" als Bosal zu bezeichnen, also das dünne 1/8 inch Hackamore, das am Ende der Ausbildung im Hackamore verwendet wird, um den Übergang zum "Bridle Horse" zu ermöglichen.
Nämlich dann, wenn das Pferd fein genug auf das dickere Hackamore reagiert, wird das Pencil Bosal zuerst alleine verwendet, dann in der "Two Reins" Phase quasi als "Unterlegtrense" zum eigentlichen Bit. Diese Two Reins Phase kann Jahre dauern.
In der Anfangsphase wird das Bit nur vom Pferd mitgetragen, die Hilfen werden weiterhin auf dem Bosal gegeben. Nach und nach wird dann immer mehr auf das Bit umgestellt, bis das Pferd endlich "straight on the bridle", also einhändig auf das Bit geritten werden kann.
Das Bit oder auch "Spade Bit", "Spoon Bit" genannt, ist nicht mit einer Kandare zu vergleichen, obwohl sie wie eine aussieht. Jedoch wird das Bit nicht mit Kinnkette geritten wie eine Kandare und kann damit nicht als Hebelgebiss wirken. Das Bit hat dafür einen grossen Löffel "Spoon" in der Mitte, der dem Pferd breit auf der Zunge aufliegt. Durch seine weitere Eigenart, dass es eine gerade Stange ohne Zungenfreiheit ist, wirkt es auch nicht auf die empfindlichen Kinnladen des Pferdes.
Vielmehr wird das Bit vom Pferd "getragen", d.h. das Pferd trägt das Bit mit der Zunge und das Bit wirkt hauptsächlich über die Rotation ein. Wird der Zügel leicht angenommen, dreht sich das Bit leicht und das Pferd gleicht diese Drehbewegung, die der Löffel ausführt, durch eine vermehrte Vertikalkontrolle aus.
Also nichts mit Anziehen - das funktioniert hier gar nicht. Vielmehr wird das Pferd über das Gewicht und auch eine beschleunigte oder verzögerte Bewegung des Reiters im Tempo kontrolliert. Als Gewalteinwirkung, um ein Pferd zu bremsen, ist diese Zäumung fehl am Platz.
Und das ist auch der Grund für diese lange "Two Reins" Phase, die auch immer wieder unterbrochen wird, um das Pferd rein auf der Hackamore "nachjustieren" zu können.
Nur wenn der Reiter diese Geduld aufbringen möchte, sein Pferd über zumindest 6-8 Jahre auszubilden, befor er ein "Bridle Horse" sein eigen nennt, kann er auch damit rechnen, sein Ziel zu erreichen. Die wahre Ausbildung dauert aber, solange das Pferd lebt.
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